Hirnstimulation wirkt langfristig
Frankreich. Wenn
Parkinson-Kranke mittels bilateraler Stimulation des Nucleus subthalamicus
behandelt werden, halten viele im off-Zustand zu registrierende
Verbesserungen mindestens fünf Jahre an. Zu ihnen gehören die motorischen
Funktionen und die Alltagsbewältigungsfähigkeit, die im Vergleich zum
Ausgangszustand offenbar fünf Jahre lang um 54 bzw. 49 Prozent gebessert
bleiben (p < 0,001). Außerdem nehmen die erforderliche Menge an
dopaminergen Substanzen sowie die Dauer und Schwere der von durch L-Dopa
bedingten Dyskinesien signifikant ab (p < 0,001). Keine Veränderungen
finden sich dagegen bei der Sprachmotorik im off-Zustand und allen
motorischen Prüfungen im on-Zustand. Verschlechterungen sind im on-Zustand
bei folgenden Untersuchungen zu verzeichnen: Akinesie, Sprache,
Standfestigkeit und Freezing beim Gehen. Über diese Ergebnisse einer
prospektiven Studie an 49 Parkinson-Kranken berichten P. Krack und
Mitarbeiter.
P.
Krack u. a.: Five-year follow-up of bilateral stimulation of the
subthalamic nucleus in advanced Parkinson´s disease. NJEM 2003 (349)
1925-1934
Parkinson erschwert das Husten
Japan. Husten ist ein
wichtiger Abwehrmechanismus und beugt Aspirationspneumonien vor. Letztere
sind eine der Haupttodesursachen von Parkinson-Kranken. Wie eine Studie
von S. Ebihara und Mitarbeitern darlegt, ist die motorische Komponente des
Hustenvorgangs schon im Frühstadium des Parkinson-Leidens beeinträchtigt.
In fortgeschritteneren Stadien schwächt sich dann auch der sensorische
Anteil ab. Zugleich sinkt die Konzentration von Substanz P im Sputum.
Dieser Befund erscheint bedeutsam, weil Substanz P möglicherweise eine
wichtige Rolle beim Hustenreflex spielt und ein Mangel an Substanz P unter
Umständen medikamentös verringert werden kann. An der Studie hatten sich
25 Parkinson-Patientinnen und 16 gesunde Kontrollpersonen beteiligt.
S. Ebhihara u. a.: Impaired efficacy of cough in patients
with Parkinson´s disease. Chest 2003 (124)
1009-1015
Zu wenig Vitamin C und
E bei vaskulärem Parkinson
Griechenland. Während
Patienten mit idiopathischem Parkinson normale Plasmakonzentrationen der
Vitamine A, C und E aufweisen, scheinen Kranke mit vaskulär bedingtem
Parkinson zu niedrige Spiegel der Vitamine C und E aufzuweisen. Zu diesem
Ergebnis gelangen G. B. Paraskevas und Mitarbeiter durch Untersuchungen an
44 Patienten mit Morbus Parkinson, 12 Patienten mit vaskulär bedingtem
Parkinson und 39 Kontrollpersonen. Die Autoren plädieren dafür, bei Bedarf
Vitamin C und E zuzuführen. Dies verringere oxidativen Stress und dessen
Folgen (Arteriosklerose, neuronale Schäden).
G.
P. Paraskevas u. a.: Plasma levels of antioxidant vitamins C and E are
decreased in vascular parkinsonism. Journal of the Neurological Sciences
2003 (215) 51-55
Parkinson-Charta
Eine Ende 2003
herausgegebene „Globale Erklärung zur Parkinson-Erkrankung“ greift erneut,
die schon 1997 von der WHO formulierte „Parkinson-Charta“ auf. Sie
fordert,
-
Parkinson-Kranke an einen Arzt
zu überweisen, der sich speziell für dieses Leiden interessiert,
-
den Betroffenen die genaue
Diagnose mitzuteilen,
-
ihnen Zugang zu
Hilfseinrichtungen zu gewähren,
-
sie dauerhaft zu betreuen und
-
aktiv an der Behandlung
mitwirken zu lassen.
Nach R. Kale u. a.: Who should look after people with
Parkinson´s disease? BMJ 2004 (328) 62-63
Takthilfen erleichtern das Gehen
Großbritannien. Patienten
im Frühstadium einer Parkinson-Krankheit profitieren offenbar von
akustischen Hilfen, auf deren Takt sich ihre Schrittfrequenz einstellt.
Wie T. E. Howe und Kollegen in einer Studie an 11 Betroffenen
demonstrieren, beschleunigen oder verlangsamen die Patienten ihr Gehtempo
entsprechend der Vorgabe eines tragbaren Metronoms (im Bereich von 85 bis
115 Prozent ihrer bevorzugten Gehgeschwindigkeit). Weitere Untersuchungen
müssen zeigen, inwieweit sich die Methode auch unter normalen
Umweltbedingungen (unterschiedliche Bodenbeläge, ablenkende optische und
akustische Reize) bewährt.
T.
E. Howe u. a.: Auditory cues can modify the gait of persons with
early-stage Parkinson´s disease: a method for enhancing parkinsonian
walking performance? Clinical Rehabilitation 2003 (17) 363-367
Angereicherte Familienanamnese?
USA. Wenn man
Parkinson-Kranke befragt, wie viele ihrer nächsten Angehörigen ebenfalls
an Parkinson leiden, sollte man die Antworten mit Vorsicht betrachten.
Zwar sind sich Parkinson-Kranke weitaus besser als gesunde
Kontrollpersonen bewusst, wer in ihrem familiären Umfeld von Parkinson
betroffen ist. Allerdings neigen sie mitunter dazu, Angehörigen auch dann
einen Morbus Parkinson zuzuschreiben, wenn es sich nicht um ein solches
Leiden im engeren Sinne handelt. Auf diese vor allem für
Forschungsprojekte bedeutsame Fehleinschätzungstendenz weist eine Studie
von E. Elbaz und Kollegen hin.
A.
Elbaz u. a.: Validity of family history data on PD. Neurology 2003 (61)
11-17
Gehen ohne zu Denken?
Israel. Wenn Parkinson-Kranke beim Gehen
kognitiv gefordert sind, geraten sie leicht aus dem Takt. Ihr Gehmuster
ist dann nicht mehr gleichförmig, sondern deutlich variabler. Zu dieser
Feststellung gelangen J. M. Hausdorff und Kollegen in einer Studie, in der
sie 10 Parkinson-Kranken die Aufgabe stellten, beim Gehen laut von einer
dreistelligen Zahl mehrfach hintereinander „7“ abzuziehen. Nach Ansicht
der Autoren begünstigt das veränderte Gehmuster Stürze. Möglicherweise
lassen sich Strategien für Parkinson-Patienten entwickeln, mit deren Hilfe
ihre Aufmerksamkeit beim Gehen bleibt, während sie gleichzeitig intensiv
nachdenken.
J.
M. Hausdorff u. a.: Effects of cognitive challenge on gait variability in
patients with Parkinson´s disease. Geriatr. Psychiatry Neurol. 2003 (16)
53-58 |