Maßstäbe
korrigieren bzw. der Lebenssituation anpassen
Kranke und/oder
alte Menschen leiden häufig darunter, daß sie sich weiterhin
streng an Vorstellungen orientieren, die vielleicht für frühere
Lebenssituationen angemessen gewesen sein mögen. Unzufriedenheit
und ein sinkendes Selbstwertgefühl sind die Folge. Jeder
Lebensabschnitt wie auch dauerhafte Erkrankungen rechtfertigen aber
ihre eigenen Regeln. Fragen Sie sich daher, ob es wirklich nötig
ist, jeden Tag Staub zu saugen, in der gewohnten Häufigkeit die
Gardinen zu waschen oder auf ein ständig blinkendes und blitzendes
Bad zu achten. Gäste müssen keineswegs komplett rund um versorgt
werden: Viele Gäste genießen es sogar, sich an der
Essensvorbereitung und dem anschließenden Aufräumen beteiligen zu
können. Geselligkeit muß nicht unbedingt mit einem Festmenü
verbunden sein; die Einladung auf eine Tasse Kaffee läßt oft sehr
viel mehr Zeit zum entspannten Gespräch. Nicht zuletzt liegt es
mittlerweile im Trend, Einladungen unter dem Motto auszusprechen
„Jeder bringt etwas mit“.
Umwelt
beruhigen
Angehörige und
Freunde eines Parkinson-Kranken haben häufig die Vorstellung, daß
überschießende Bewegungen (Hyperkinesen) besonders schrecklich
sein müssen. Demgegenüber erleben die Kranken das „Erstarren“
(sog. Off-Phasen) oft als weitaus schlimmer. Sollten Sie von
Hyperkinesen betroffen sein, können Sie Ihrer Umwelt Sorgen nehmen,
wenn Sie offen darüber sprechen, wie es Ihnen mit den
unterschiedlichen Bewegungsstörungen geht. Überhaupt fördern Sie
das Zusammenleben mit anderen, wenn Sie diesen möglichst viele Rückmeldungen
über Ihr Befinden und Erleben geben.
Haushaltsführung
vereinfachen
Was man lebenslang
betrieben hat, muß deswegen noch lange nicht praktisch sein. So ist
es keineswegs immer nötig, heiß gespültes Geschirr auch noch
abzutrocknen. Die Anschaffung eines leistungsstärkeren Staubsaugers
kann Kraft und Mühe ersparen. Ein Kehrblech am Stiel macht Bücken
überflüssig. Schwere nasse Wäsche muß nicht auf den Dachboden
oder in den Garten geschleppt werden, um dort zu trocknen. Das
gleiche Ergebnis läßt sich auch auf Wäscheständern in einem gut
durchlüfteten Wohnungsraum erreichen. Einkäufe werden von manchen
Geschäften angeliefert. Essen läßt sich für mehrere Mahlzeiten
auf einmal bereiten (anschließend einfrieren). Wer mehrere Etagen
bewohnt, tut sich einen Gefallen, auf jeder Etage in Treppennähe
einen Tragekorb zu plazieren. So können nach oben oder unten zu
transportierende Gegenstände gesammelt und beim nächsten sowieso fälligen
Weg mitgenommen werden.
Hilfsmittel zusammen mit dem Therapeuten
kaufen
Viele
Hilfsmittel gibt es mittlerweile in großer Auswahl, so daß es
mitunter schwer ist, eine optimale Entscheidung zu treffen. Wer zum
Beispiel ein ungeeignetes Rollstuhlmodell kauft, riskiert, daß
dieses mehr zum „Behinderungsmittel“ als zum „Hilfsmittel“
wird. Insbesondere die Auswahl und Anpassung
von Gehhilfen gehört in die Hand des erfahrenen Therapeuten,
üblicherweise in die eines Physiotherapeuten. Zögern Sie also
nicht, die Kaufentscheidung gemeinsam mit dem Therapeuten zu
treffen. Es ist wichtig, daß sich dieser durch einen Hausbesuch
vorab ein Bild von den räumlichen Gegebenheiten verschafft.
Sich im Gebrauch von Hilfsmitteln schulen
lassen
Krankenkassen
stellen nicht nur Hilfsmittel bereit, sie sind auch verpflichtet,
die Anwender bzw. Pfleger in deren Gebrauch einzuweisen. Nutzen Sie
diese Möglichkeit, die Ihnen auch zu wertvollen Kontakten sowie
zahlreichen nützlichen Anregungen verhelfen kann. Meist wird zu
selten von diesem Angebot Gebrauch gemacht mit der Folge, daß
wertvolle Hilfsmittel ungenutzt herumstehen. Auch spätere Umrüstungen,
Anpassungen, Reparaturen und Ersatzbeschaffungen gehören zum
Leistungsumfang der Kranken- bzw. Pflegeversicherung.
Sich
nicht selbst unter Streß setzen
Viele
Parkinson-Kranke befürchten, daß sie durch ihre Symptome in der Öffentlichkeit
auffallen. Aufgrund ihrer Sorge „verkrampfen“ sie sich und
tragen so dazu bei, daß das Gefürchtete erst recht eintritt.
Sprechen
üben
Im Rahmen einer
Parkinson-Krankheit fällt das Sprechen schwerer, die Stimme wird
leiser, monotoner und verwaschener. Nützlich ist lautes Lesen,
Gruppengespräche und gemeinsames Singen. Trainingshilfen sind ein
Spiegel, ein Taktgeber (Metronom) und ein Kassettenrekorder. Üben
in der Gemeinschaft verringert die Hemmungen gegenüber anderen und
hält soziale Kontakte aufrecht.
Mimik
trainieren
Da die
Parkinson-Krankheit das mimische Ausdrucksvermögen und damit die
Kommunikation mit der Umwelt erschwert, ist es wichtig, die an der
Mimik beteiligten Gesichtsmuskeln zu trainieren. Sinnvolle Übungen
sind: Stirn runzeln, Nase rümpfen, Mund öffnen und schließen,
Zunge herausstrecken, Backen einseitig aufblasen, Kinnlade nach
beiden Seiten schieben, Ober- bzw. Unterlippe aufwerfen, Mund
seitlich verziehen, wechselseitig ein Auge schließen bzw. beide
Augen gemeinsam schließen.
Toilettenprobleme
lösen
Ein Toilettenstuhl
und eine Urinflasche am Bett verringern Gefahren, die mit nächtlichen
Toilettengängen verbunden sind. Teppichböden bieten den Vorteil,
daß zum Toilettengang keine Schuhe angezogen werden müssen.
Sich
vom Stuhl erheben
Bevorzugen Sie
schwere, stabile Sitzmöbel mit Armlehnen. Am günstigsten sind
hinten erhöhte Sitzflächen (z.B. mit Hilfe eines Keilkissens).
Bringen Sie zum Aufstehen Ihre Füße in Schrittstellung und
verlagern Sie den Oberkörper möglichst weit nach vorne. Unterstützen
Sie das Aufstehen durch ein Kommando.
Umgang
mit Türen vereinfachen
Manche
Parkinson-Kranke haben Gleichgewichtsprobleme beim Öffnen und
Schließen von Türen. Eine Lösung kann darin bestehen, möglichst
viele Türen offenstehen zu lassen bzw. auszuhängen.
Sich gut betten
Scheuen
Sie sich nicht, bei Bedarf ein Krankenhausbett zu besorgen. Dieses
hat zahlreiche Vorteile: Die Liegefläche ist höhenverstellbar, das
Kopfteil läßt sich hochstellen, ein Bettbügel unterstützt das
Aufrichten, ein Seitengitter verhindert Stürze, Rollen unter dem
Bett erleichtern das Verschieben des Bettes. Empfehlenswert ist ein
elektrisch verstellbares Kopfteil, welches das selbständige
Aufstehen ermöglicht. Noch günstiger als ein Bettgalgen ist ein
Zugband mit schräger Zugrichtung. Ein erster Schritt zum besseren
Bett kann darin bestehen, Klötze unter die Beine des Bettes zu
schieben oder eine zweite (harte) Matratze aufzulegen, um so die
Liegefläche zu erhöhen. Schon ein dickes Seil mit mehreren Knoten,
das am Fußende befestigt ist, erleichtert das Aufrichten.
Nebenwirkungen
von Anti-Parkinson-Medikamenten begegnen
Sogenannte
Anticholinergika können zur Mundtrockenheit führen, die nicht nur
lästig ist, sondern auch beim Sprechen behindert. Diesem Problem läßt
sich durch Kaugummi-Kauen und Bonbon-Lutschen entgegenwirken. Auch
Sehstörungen (Unschärfe, Lichtempfindlichkeit) aufgrund einer
Erweiterungen der Augenpupille können Folgen der genannten
Arzneimittel sein. In einem solchen Fall kann eine leicht getönte
Brille Erleichterung verschaffen.
Öffentliche
Verkehrsmittel richtig nutzen
Steigen Sie in
Busse oder Bahnen möglichst immer vorne beim Fahrer ein. So
verhindern Sie, daß die Türen zu früh schließen. Setzen Sie sich
immer auf den nächst gelegenen freien Sitzplatz oder bitten Sie mit
Hilfe eines Schwerbehindertenausweises darum, Ihnen einen Platz zu räumen.
Führen Sie ein Blatt Papier bei sich, auf dem Sie schriftlich
darauf hinweisen, daß Sie aufgrund einer Parkinson-Erkrankung möglicherweise
gerade nicht in der Lage sind, sich mitzuteilen oder gezielt zu
verhalten. So beugen Sie der Gefahr vor, als betrunken angesehen zu
werden.