Schweden. Auch wenn
Parkinson-Kranke außergewöhnlich selten von L-Dopa abhängig werden,
sollte man diese Möglichkeit kennen, um den Betroffenen besser helfen
zu können. Vor dem Hintergrund von bislang 10 in der Literatur
beschriebenen Fällen stellen O. Spigset und C. von Schéele zwei
weitere Patienten vor. Diese erhöhten eigenmächtig die zur Kontrolle
der Parkinson-Symptomatik völlig ausreichende Tagesdosis zwischen 400
und 800 mg L-Dopa auf 1.500 bis 2.000 mg. Beide sträubten sich gegen
die Empfehlung, die L-Dopa-Dosis zu verringern, und nahmen zur
Aufrechterhaltung ihrer Euphorie bereitwillig die Nebenwirkungen der
hohen Dosis in Kauf (wie Hyperkinesien, Anorexie und Halluzinationen).
Damit erfüllten beide die Kriterien einer klassischen Sucht.
Nachdem bei einem von beiden Patienten
stationär die L-Dopa-Tagesdosis wieder auf 400 bis 600 mg
normalisiert worden war, erhöhte dieser sie innerhalb von 48 Stunden
erneut auf 4.000 mg, nachdem er freien Zugang zu L-Dopa erhalten
hatte. Gleichzeitig begann er, sich sehr extravagant zu verhalten,
indem er telefonisch versuchte, die Regierung zu beraten. Der zweite
Patient erschoß sich sechs Tage, nachdem seine L-Dopa-Dosis
normalisiert worden war.
Nach Ansicht der Autoren ist bislang zu
wenig über mögliche Zusammenhänge zwischen L-Dopa und
Suchtverhalten bekannt. So ist möglich, daß weniger L-Dopa als
vielmehr vorbestehende psychopathologische Veränderungen eine
L-Dopa-Abhängigkeit begünstigen. Auch weiß man nicht, inwieweit
eine bewußt langsame Dosisreduktion und/oder eine zusätzliche
antidepressive Therapie Verläufe verhindern können, wie sie hier
beschrieben wurden.
O.
Spigset et al.: Levodopa dependence and abuse in Parkinson´s disease.
Pharmacotherapy 1997 (17) 1027-1030