Drei Persönlichkeiten
der Parkinson-Selbsthilfe-Bewegung würdigt das pharmazeutische
Unternehmen Pharmacia & Upjohn durch die erstmalige Vergabe des
„James“ (James = Jahresauszeichnung
für Menschen, die einzigartige
Hilfen schaffen).
Die nach dem Beschreiber der Krankheit (James Parkinson) benannte
Auszeichnung ging mit jeweils 2.000 DM an Dr. Horst Meyer (Potsdam)
und Manfred Kaminski (Bochum). Einen Sonderpreis in Höhe von 1.000 DM
erhielt Stephan Weißmeier (Offenbach). Alle drei Preisträger
verbindet nicht nur ihre Betroffenheit durch Morbus Parkinson, sondern
auch ihr beispielhaftes öffentliches Engagement als Kommunikatoren.
50 Jahre nach Einführung des „Oscar“ (des Academy Award für die
besten künstlerischen Leistungen im Film) und 180 Jahre nach der
Erstbeschreibung der „Schüttellähmung“ würdigt damit erstmalig
ein Arzneimittelhersteller bundesweit besonders herausragende
Leistungen von Parkinson-Betroffenen für Betroffene.
Dr. Horst Meyer empfing den „James“ für sein jahrelanges
Engagement beim Aufbau der Parkinson-Selbsthilfebewegung im Land
Brandenburg, deren Landesbeautragter er seit 1993 ist. Der sechzigjährige
frühere Lehrer setzte sich darüber hinaus intensiv für die öffentliche
Aufklärung und Früherkennung des Morbus Parkinson ein (zuletzt im
Rahmen des Welt-Parkinson-Tages 1997). Gemeinsam mit Otto Meyer veröffentlichte
der seit 10 Jahren von Parkinson betroffene Potsdamer die
Informationszeitung „Dialog“.
In Manfred Kaminski ehrt der
„James“ einen Regionalgruppenleiter der deutschen Parkinson
Vereinigung, der 1994 die Idee eines „NRW-INFO PARKINSON“ ins
Leben rief und dieses bis heute siebenmal in Eigenregie redaktionell
erstellte. Ziel der meist über 60seitigen Hefte (Preis 5 DM) ist es,
den Kommunikationsaustausch unter den rund 70 Regionalgruppen zu
verbessern und sich so gegenseitig anzuregen. Zu diesem Zweck sind
alle Gruppen eingeladen, über ihre Erkenntnisse und Aktivitäten
(Vorträge, Seminare, Besichtigungsreisen, Veröffentlichungen usw.)
schriftlich zu informieren. Unzensiert und gebündelt steht das daraus
entstehende INFO-Paket dann allen Interessenten zur Verfügung.
Manfred Kaminski ist 60 Jahre alt, gelernter Bankkaufmann, langjähriger
freier Handelsvertreter und seit 11 Jahren von Parkinson betroffen.
Für eine außergewöhnliche
Art der Parkinson-Lebenshilfe wurde Stephan Weißmeier ein Sonderpreis
zuerkannt. Der 44jährige Offenbacher wurde bereits im Alter von 30
Jahren von der Diagnose Parkinson überrascht. Auf kreative und für
andere Betroffene hilfreiche Weise setzt er sich seit Jahren in Form
von Gedichten mit der Erkrankung auseinander („Parkinson-Lyrik“,
„Mensch Parkinson“). Eine Auswahl der Gedichte wurde als „Parkinsongs“
vertont.
„Parkinson mit
„Off“ und „On“ (Stephan Weißmeier, Januar 1987)
Mal
bin ich „off“ - mal bin ich „on“,
das
ist mein Morbus Parkinson.
Ich
springe froh zur Tür hinaus -
und
komme wie ein Greis nach Haus.
Die
Leute können´s nicht verstehen -
ich
auch nicht, muß ich eingestehen.
Sitz
ich stocksteif auf einer Bank
raunen
die Andern: der ist krank!
Ihr
Blick ist mitleidsvoll gesenkt
oder
woanders hingelenkt.
Doch
plötzlich sehen sie ein Wunder:
Ich
renne los wie ein Gesunder!
Bestimmt
schaun´n sie verdutzt jetzt drein
und
denken sich: Das darf nicht sein!
Gern
würd´ ich ihre Blicke sehen
und
wie die Münder offenstehen -
doch
besser ist, ich halt nicht an,
lauf
lieber zu, so lang ich kann.
Vielleicht
schon an der nächsten Ecke
bin
ich am Ende meiner Strecke -
und
stehe da wie angewurzelt,
nachdem
ich beinah hingepurzelt.
Das
ist für mich nicht ungewöhnlich,
denn
überall geht es mir ähnlich.
Nach Einschätzung
von Karin Tauber, Produktmanagerin von Pharmacia & Upjohn, überragt
der ideelle Wert des James sicherlich seinen materiellen. Denn anders
als Oscar-Preisträger wirken James-Geehrte eher im Verborgenen. Der
James wird 1998 neu ausgeschrieben.