Home Themen Impressum
Google
 
Web www.parkinson-spektrum.de
 

 

parkinson-spektrum.de
 
dPV (Deutsche Parkinson Vereinigung)
Parkinson-Ratgeber
Parkinson-Information
Adressen der dPV-Selbsthilfegruppen
Parkinson-Früherkennung
Parkinson-Kliniken
Parkinson-Tag
Parkinson-Hilfsmittel
Parkinson-Entdeckungen
Parkinson-Telegramm
Parkinson-Kunst
Webmaster:
Dr. Dr. H. Mück (Köln)

 

Logopädie mit Parkinson-Kranken

Von Petra Benecke, Logopädin an der Paracelsus-Elena-Klinik in Kassel

Da die Parkinson-Erkrankung die Beweglichkeit generell beeinträchtigt, leidet oft auch das Sprechen (im motorischen Sinne) darunter. Dagegen ist die Sprache (als geistige Leistung) meist unbeeinträchtigt: Der Patient weiß zwar, was er sagen will, aber er äußert es nur schwer oder wird von anderen mit Mühe verstanden.

Symptomatik

Beim Sprechen wirken drei Funktionskreise zusammen, die allesamt auf motorischen Abläufen beruhen und deshalb durch das Parkinson-Leiden gestört werden können: Atmung, Stimme und Artikulation. Die typischen Parkinson-Symptome (Muskelsteifigkeit, Bewegungsarmut und Zittern) begünstigen vor allem folgende Sprechprobleme: Patienten, die aufgrund der Hypokinese kaum den Mund bewegen, sprechen undeutlich und leise. Häufig beschleunigen sie das Sprechtempo. Mitunter scheinen sie zu stottern, was dem typischen Trippeln beim Laufen ähnelt. So wie ihnen beim Gehen das Starten und Durchqueren von Engpässen Probleme bereitet, kann es ihnen schwer fallen, das erste Wort zu äußern. Die erhöhte Spannung der Atemmuskeln läßt sie häufig flacher und hastiger atmen. Bei körperlicher Anstrengung, Singen oder Sprechen geht die Luft schneller aus und ein Gefühl von Kurzatmigkeit entsteht.

    Hypokinetische Kehlkopfmuskeln lassen die Stimme leiser werden. Diese klingt heiser bzw. belegt. Die Patienten leiden unter dem Gefühl, einen „Kloß im Hals“ zu haben. Sie müssen sich oft räuspern. Auch die Stimm-Melodie verändert sich und wird monotoner. Beim Singen fällt es den Kranken schwer, die hohen und tiefen Töne zu erreichen. Und schließlich kann sich auch der Tremor in einem Zittern der Stimme Ausdruck verschaffen.

Vorgehenshinweise

Die logopädische Arbeit mit Parkinson-Patienten umfaßt eine Reihe von Übungsbereichen, aus denen für jeden Patienten individuell die Übungen ausgewählt werden müssen, die ihm helfen Mundfunktionen und Sprechen optimal zu erhalten.

   Zu Beginn der Übungen ist es generell wichtig, Verspannungen  im gesamten Körper zu lösen, speziell den Nacken- und Schulterbereich zu lockern und die Körperhaltung zu kontrollieren. Denn nur eine möglichst lockere und aufrechte Haltung gestattet eine ungehinderte Atmung und freie Stimmgebung.

   Übungen zur Förderung der Mundbeweglichkeit (Kiefer, Lippen, Zunge, Gaumensegel) haben einen hohen Stellenwert, da gute Beweglichkeit in diesem Bereich nicht nur die Voraussetzung für flüssige, deutliche Artikulation, sondern auch für reibungsloses Kauen und Schlucken ist.

    Von zentraler Bedeutung für die Verständlichkeit des Sprechens von Parkinson-Patienten sind stimmverbessernde Übungen hinsichtlich Lautstärke, Stabilität und Modulationsfähigkeit. Beim Sprechen werden die Patienten trainiert, gezielt lauter zu sprechen. Damit wird neben der Erhöhung der Sprechlautstärke, die in vielen Fällen die Verständlichkeit verbessert, häufig auch eine deutlichere, modulliertere und langsamere Sprechweise erzielt.

    Die Lautstärke wirkt als „Trigger“, um die Hypokinese in der gesamten am Sprechen beteiligten Muskulatur zu überwinden. Salopp könnte dies so erklärt werden, daß man nicht so laut nuscheln kann.

    Für den Patienten hat die Focussierung der Therapie auf die Stimme den Vorteil, daß er sich beim Sprechen zusätzlich zum Inhalt nur auf einen Aspekt, nämlich die Lautstärke, konzentrieren muß. Daher gelingt eine Übertragung des Geübten besser, als wenn - wie oft gefordert - darauf geachtet werden soll, langsam und deutlich und laut genug zu sprechen. Wichtig ist allerdings, dem Patienten bewußt zu machen, daß die vermehrte Anstrengung, die er jetzt beim Sprechen aufbringen muß, um eine normale Lautstärke zu erreichen, subjektiv das Gefühl hervorruft, viel zu laut zu sein.

     Sorgfältiges feed-back, zum Beispiel über Kassettenaufnahmen, ist hier unabdingbar, da der Patient die lautere Stimme sonst außerhalb der Übungssituation nicht anwenden wird.

    Weitere Bereiche, aus denen nach Bedarf Übungen zur Ergänzung des persönlichen Übungsprogramms ausgewählt werden können, sind die Förderung des Gesichtsausdrucks, Vertiefung der Atmung, Einteilung der Atmung beim Sprechen, Verbesserung der Aussprache und Kontrolle des Sprechtempos. In schweren Fällen kann das bewußte silben- oder wortweise Sprechen durch Abzählen an den Fingerknöcheln oder einem sogenannten Pacing-board als Sprechhilfe unterstützt werden.

 

Cabaseril®-Service:

Logopädische Übungen für Parkinson-Patienten

 

Anleitung für Sprechübungen zu Hause

Eine kostenlose Patienten-Broschüre können interessierte Ärzte zur Betreuung ihrer Parkinson-Kranken von der Pharmacia & Upjohn GmbH beziehen (Benutzen Sie dazu bitte das Faxformular in der Mitte des Heftes). Patienten, die bislang keine logopädische Therapie erhalten haben, bietet das von P. Beneke verfaßte 50seitige Büchlein im Taschenformat nicht nur einen Überblick über verschiedene Übungsbereiche, sondern auch konkrete und einfach verständliche Übungsanleitungen. Patienten, die schon an logopädischer Einzel- oder Gruppentherapie teilgenommen haben, erhalten eine Gedächtnisstütze. Sie finden bekannte Übungen wieder und können solche Übungen leicht wiederholen, die ihnen bereits einmal geholfen haben. Die Broschüre ist reich bebildert und anhand folgender Themen klar gegliedert: Entspannung und Lockerung, Haltung, Gesichtsausdruck, Mundbeweglichkeit, Atmung, Stimme, Aussprache und Sprechtempo. Der Anhang enthält Tabellen zum Planen und Protokollieren des persönlichen Übungsprogramms.