Von
Petra Benecke, Logopädin an der Paracelsus-Elena-Klinik in Kassel
Da die
Parkinson-Erkrankung die Beweglichkeit generell beeinträchtigt,
leidet oft auch das Sprechen (im motorischen Sinne) darunter. Dagegen
ist die Sprache (als geistige Leistung) meist unbeeinträchtigt: Der
Patient weiß zwar, was er sagen will, aber er äußert es nur schwer
oder wird von anderen mit Mühe verstanden.
Symptomatik
Beim Sprechen wirken
drei Funktionskreise zusammen, die allesamt auf motorischen Abläufen
beruhen und deshalb durch das Parkinson-Leiden gestört werden können:
Atmung, Stimme und Artikulation. Die typischen Parkinson-Symptome
(Muskelsteifigkeit, Bewegungsarmut und Zittern) begünstigen vor allem
folgende Sprechprobleme: Patienten, die aufgrund der Hypokinese kaum
den Mund bewegen, sprechen undeutlich und leise. Häufig beschleunigen
sie das Sprechtempo. Mitunter scheinen sie zu stottern, was dem
typischen Trippeln beim Laufen ähnelt. So wie ihnen beim Gehen das
Starten und Durchqueren von Engpässen Probleme bereitet, kann es
ihnen schwer fallen, das erste Wort zu äußern. Die erhöhte Spannung
der Atemmuskeln läßt sie häufig flacher und hastiger atmen. Bei körperlicher
Anstrengung, Singen oder Sprechen geht die Luft schneller aus und ein
Gefühl von Kurzatmigkeit entsteht.
Hypokinetische
Kehlkopfmuskeln lassen die Stimme leiser werden. Diese klingt heiser
bzw. belegt. Die Patienten leiden unter dem Gefühl, einen „Kloß im
Hals“ zu haben. Sie müssen sich oft räuspern. Auch die
Stimm-Melodie verändert sich und wird monotoner. Beim Singen fällt
es den Kranken schwer, die hohen und tiefen Töne zu erreichen. Und
schließlich kann sich auch der Tremor in einem Zittern der Stimme
Ausdruck verschaffen.
Vorgehenshinweise
Die logopädische
Arbeit mit Parkinson-Patienten umfaßt eine Reihe von Übungsbereichen,
aus denen für jeden Patienten individuell die Übungen ausgewählt
werden müssen, die ihm helfen Mundfunktionen und Sprechen optimal zu
erhalten.
Zu Beginn der Übungen ist
es generell wichtig, Verspannungen
im gesamten Körper zu lösen, speziell den Nacken- und
Schulterbereich zu lockern und die Körperhaltung zu kontrollieren.
Denn nur eine möglichst lockere und aufrechte Haltung gestattet eine
ungehinderte Atmung und freie Stimmgebung.
Übungen zur Förderung der
Mundbeweglichkeit (Kiefer, Lippen, Zunge, Gaumensegel) haben einen
hohen Stellenwert, da gute Beweglichkeit in diesem Bereich nicht nur
die Voraussetzung für flüssige, deutliche Artikulation, sondern auch
für reibungsloses Kauen und Schlucken ist.
Von zentraler Bedeutung für
die Verständlichkeit des Sprechens von Parkinson-Patienten sind
stimmverbessernde Übungen hinsichtlich Lautstärke, Stabilität und
Modulationsfähigkeit. Beim Sprechen werden die Patienten trainiert,
gezielt lauter zu sprechen. Damit wird neben der Erhöhung der
Sprechlautstärke, die in vielen Fällen die Verständlichkeit
verbessert, häufig auch eine deutlichere, modulliertere und
langsamere Sprechweise erzielt.
Die Lautstärke wirkt als
„Trigger“, um die Hypokinese in der gesamten am Sprechen
beteiligten Muskulatur zu überwinden. Salopp könnte dies so erklärt
werden, daß man nicht so laut nuscheln kann.
Für den Patienten hat die
Focussierung der Therapie auf die Stimme den Vorteil, daß er sich
beim Sprechen zusätzlich zum Inhalt nur auf einen Aspekt, nämlich
die Lautstärke, konzentrieren muß. Daher gelingt eine Übertragung
des Geübten besser, als wenn - wie oft gefordert - darauf geachtet
werden soll, langsam und deutlich und laut genug zu
sprechen. Wichtig ist allerdings, dem Patienten bewußt zu machen, daß
die vermehrte Anstrengung, die er jetzt beim Sprechen aufbringen muß,
um eine normale Lautstärke zu erreichen, subjektiv das Gefühl
hervorruft, viel zu laut zu sein.
Sorgfältiges feed-back, zum
Beispiel über Kassettenaufnahmen, ist hier unabdingbar, da der
Patient die lautere Stimme sonst außerhalb der Übungssituation nicht
anwenden wird.
Weitere Bereiche, aus denen
nach Bedarf Übungen zur Ergänzung des persönlichen Übungsprogramms
ausgewählt werden können, sind die Förderung des Gesichtsausdrucks,
Vertiefung der Atmung, Einteilung der Atmung beim Sprechen,
Verbesserung der Aussprache und Kontrolle des Sprechtempos. In
schweren Fällen kann das bewußte silben- oder wortweise Sprechen
durch Abzählen an den Fingerknöcheln oder einem sogenannten
Pacing-board als Sprechhilfe unterstützt werden.
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