USA. Erleicherternde Nachrichten für
Familien mit einem Parkinson-Kranken enthält eine Studie von C. M.
Tanner und Kollegen. Die bislang größte Zwillingsuntersuchung zur
Frage der Vererblichkeit des Morbus Parkinson konnte kein wesentlich erhöhtes
Risiko für den zweiten Zwilling ermitteln, wenn der erste nach dem 50.
Lebensjahr die Symptome eines Parkinson-Leidens entwickelte. Während
das relative Erkrankungsrisiko für das Geschwister in dieser
Altersgruppe nur 1,39 betrug, erhöhte es sich auf das Sechsfache, wenn
ein Zwilling bereits vor dem 50. Lebensjahr begonnen hatte, unter einem
Morbus Parkinson zu leiden.
Tanner und Kollegen stützten sich auf ein
Zwillingsregister aus Zeiten des zweiten Weltkriegs, das 19.842 männliche
Zwillinge erfaßte. Von diesen waren bis zum Zeitpunkt der Untersuchung
193 Personen an Morbus Parkinson erkrankt. In 18 Fällen (also rund 10
Prozent!) wurde die Diagnose erst im Rahmen der Studie gestellt. Bei 13
Personen wurde die ursprüngliche Diagnose (M. Parkinson) zugunsten
einer anderen revidiert (z.B. essentieller Tremor).
Aus den Ergebnissen ihrer Studie leiten die
amerikanischen Wissenschaftler die Empfehlung ab, beim Altersparkinson
vor allem den Einfluß von Umweltfaktoren zu erforschen, während beim
frühen Parkinson vermehrt genetische Faktoren untersucht werden
sollten.
In einem Kommentar der Studie plädiert
J. L. Cummings dafür, sich vermehrt mit neuroprotektiven Strategien zu
beschäftigen und sich von der Metapher der „degenerativen
Erkrankung“ zu lösen. Letztere fördere nur therapeutischen
Nihilismus.
C.
M. Tanner u.a.: Parkinson Disease in Twins. An etiologic study. JAMA
1999 (281) 341-346, J. L. Cummings: Understanding Parkinson disease.
JAMA 1999 (281) 376-378