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Erst übergewichtig, dann Parkinson-krank?

USA. Adipositas im mittleren Lebensalter scheint bei Männern mit einem erhöhten Risiko einherzugehen, an einem Parkinson-Leiden zu erkranken. Auf die Möglichkeit eines solchen Zusammenhangs machen R. D. Abbott und Kollegen aufmerksam. Die Autoren hatten Daten des „Honolulu Heart Program“ ausgewertet. Letzteres beobachtet die gesundheitliche Entwicklung von 8.006 Männern seit über 30 Jahren. Für 7.990 Männer existieren Angaben über den ursprünglichen Körperfettanteil (Body Mass Index = BMI, Messungen der Hautfaltendicke). Von diesen Studienteilnehmern (ursprüngliches Durchschnittsalter: 54 Jahre) entwickelten 137 Personen nach durchschnittlich 19 Jahren eine Parkinson-Erkrankung.

    Ausgehend vom BMI sowie den Hautfaltendicken an Triceps (HF-T) und an subskapulärem Gewebe (HF-S) wurden die Untersuchungsteilnehmer jeweils in vier gleich große Gruppen (Quartile) eingeteilt. Dabei umfassten die untersten Quartile immer Teilnehmer mit dem geringsten Körperfettgehalt und die obersten Quartile Teilnehmer mit dem höchsten Körperfettanteil (beurteilt anhand der erwähnten Messwerte). Die weitere Auswertung ergab, dass Männer im untersten Quartil im Vergleich zu den oberen Quartilen durchweg seltener an Parkinson erkrankten. Am deutlichsten zeigte sich die Diskrepanz bei den HF-T-Messungen: Männer, deren Tricepshautfalte über 11 mm dick war (oberstes Quartil) entwickelten dreimal häufiger ein Parkinson-Leiden als Männer, deren Tricepshautfalte maximal 5 mm betrug (p<0,001). Die Wahrscheinlichkeit, an Morbus Parkinson zu erkranken, erhöhte sich mit zunehmender Hautfaltendicke. Ein Zusammenhang zwischen Hautfaltendicke und Parkinson-Risiko bestand sowohl bei früh als auch bei spät eintretender Parkinson-Erkrankung.

   Angesichts des langen Zeitraums von 19 Jahren zwischen Körperfettmessung und Erkrankungsausbruch schließen die Autoren aus, dass Adipositas bereits ein Frühsymptom der Parkinson-Krankheit darstellt (ausgelöst durch Bewegungsmangel = Bradykinesie). Über die möglichen Zusammenhänge lässt sich derzeit nur spekulieren. Da antidopaminerge Substanzen mitunter zu Übergewicht führen, könnte Adipositas Ausdruck eines Dopamin2-Rezeptor-Mangels sein, meinen Abbott und Kollegen. Dessen Folge wäre ein vermehrter Dopaminumsatz bzw. eine erhöhte Produktion toxischer Substanzen. Denkbar ist auch, dass Fett als Speicher für Nervengifte wirkt bzw. mit einer erhöhten Empfänglichkeit für Umweltgifte einhergeht. Sollte sich der Zusammenhang zwischen Körperfett und Parkinson-Risiko bestätigen, würden sich neue Perspektiven eröffnen, die subtilen Vorläuferprozesse der Parkinson-Krankheit zu erforschen. Als möglicher „Risikofaktor“ könnte Adipositas zu einem weiteren Mosaikbaustein werden, der es erleichtert, besonders Parkinson-gefährdete Patienten frühzeitig zu erkennen.

R. D. Abbott u.a.: Midlife adiposity and the future risk of Parkinson´s disease. Neurology 2002 (59) 1051-1057