USA.
Bewegung scheint Wunder zu bewirken - zumindest in Tiermodellen der
Parkinson-Krankheit. Wie J. L. Tillerson und Kollegen beschreiben, konnten
sie bei jungen Ratten durch Laufradtraining nicht nur sämtliche
Parkinson-typischen motorischen Störungen beseitigen, sondern sogar einem
zerebralen Dopaminverlust eindrucksvoll entgegenwirken. Der Effekt hielt
zudem nach Trainingsende über längere Zeit an. Ähnliche – lediglich etwas
weniger ausgeprägte - Erfolge ließen sich auch bei „Parkinson-kranken“
älteren Mäusen durch Lauftraining erzielen.
In ihren Experimenten hatten die amerikanischen Wissenschaftler die
Gehirne lebender jüngerer Ratten einseitig mit Hilfe von 6-Hydroxydopamin
(6-OHDA) und die Gehirne lebender älterer Mäuse beidseitig mit Hilfe von
1-Methyl-4-phenyl-1,2,3,6-tetrahydropyridin (MPTP) geschädigt. Dadurch
zeigten alle Tiere Parkinson-ähnliche motorische Bewegungseinschränkungen
und Parkinson-typische Verluste an wichtigen neurochemischen Substanzen
(insbesondere Dopamin, 3,4-Dihydroxyphenylessigsäure, Homovanillinsäure).
Diese Defizite besserten sich bei solchen Versuchstieren eindrucksvoll,
die unmittelbar nach dem schädigenden Eingriff angehalten wurden, sich
zehn Tage lang zweimal täglich 15 Minuten (Ratten) bzw. 5 Minuten (Mäuse)
in einem Laufrad zu bewegen. Bei beiden Tierarten verschwanden die
motorischen Störungen komplett. Im Vergleich zu nicht trainierenden Tieren
verringerten sich auch die neurochemischen Defizite eindrucksvoll – bei
den jungen Ratten normalisierten sie sich sogar vollständig und dauerhaft.
Die Autoren weisen darauf hin, dass ihre Befunde zu den Ergebnissen
anderer tierexperimenteller Studien passen, in denen vermehrte Bewegung
zerebrale Schäden deutlich kompensieren konnte. Auch gibt es mittlerweile
viele Einzelhinweise, die den Nutzen von Bewegung in der Behandlung
Parkinson-Kranker belegen. Tillerson und Kollegen vermuten, dass mehrere
Faktoren am „Sporteffekt“ beteiligt waren, wie eine vermehrte
Dopaminsynthese, ein gesteigerter Dopaminumsatz und ein Aussprossen
überlebender Nervenfortsätze.
Intensives Kraft- und
Gleichgewichtstraining nutzt Parkinson-Kranken
Aktuelle „Schützenhilfe“ erhalten die beschriebenen tierexperimentellen
Befunde durch eine Studie von M. A. Hirsch und Mitarbeitern an 15
Parkinson-Patienten. In dieser Untersuchung verbesserte ein
Gleichgewichtstraining (allein und in Kombination mit einem Krafttraining)
signifikant die Standsicherheit der Teilnehmer. Intensives
Widerstandstraining der unteren Extremitäten verbesserte zudem
eindrucksvoll die Kraft in den beteiligten Muskelgruppen. Nach Abschluss
der Trainingsphase hielten die Sporteffekte mindestens vier Wochen an.
Letzteres erscheint besonders bedeutsam, da das Parkinson-Leiden aufgrund
von Krankenhausaufenthalten, Begleiterkrankungen und krankheitstypischen
Schwierigkeiten kontinuierliches Trainieren erschwert. Selbst größere
Pausen gefährden aber offenbar nicht unbedingt den Trainingsgewinn. Das
liegt möglicherweise daran, dass trainierte (= mobilere)
Parkinson-Patienten sich auch im Alltag vermehrt bewegen und dadurch ihre
verbesserte Fitness erhalten.
J.
L. Tillerson u.a.: Exercise induces behavioral recovery and attenuates
neurochemical deficits in rodent models of Parkinson´s disease.
Neuroscience 2003 (119) 899-911; M. A. Hirsch u.a.: The effects of balance
training and high-intensity resistance training on persons with idiopathic
Parkinson´s disease. Arch. Phys. Med. Rehabil. 2003 (84) 1109-1117 |