Niederlande. Eine Befragung
holländischer Parkinson-Patienten stimmt nachdenklich: Von denjenigen
Teilnehmern, bei denen eine Physiotherapie dringend indiziert erschien,
erhielten immerhin 41 Prozent keine solche Behandlung. Umgekehrt wurde sie
sehr häufig solchen Kranken zuteil (50 Prozent!), bei denen sie im Grunde
entbehrlich war. Auch die berufliche Qualifikation der Behandler wirft
Fragen auf: Denn 60 Prozent der Parkinson-Kranken hatten sich
Physiotherapeuten anvertraut, die sich nicht besonders für die
Parkinson-Krankheit interessierten bzw. über keine für das Krankheitsbild
spezifische Ausbildung verfügten. Zudem hatten alle Physiotherapeuten im
vergangenen Jahr durchschnittlich nur drei Parkinson-Patienten betreut.
Zwar waren die teilnehmenden Parkinson-Kranken überwiegend zufrieden mit
der Qualität ihrer Behandlung, zuvor hatten aber bereits 11 Prozent ihren
Therapeuten schon einmal gewechselt, weil sie mit seiner
Parkinson-Kompetenz unzufrieden waren.
An der von S. H. J. Keus und
Kollegen durchgeführten Befragung hatten sich 235 repräsentativ
ausgewählte Mitglieder der niederländischen Parkinson Vereinigung und 99
Therapeuten beteiligt. 69 Prozent der antwortenden Patienten befanden sich
derzeit in physiotherapeutischer Behandlung, die durchschnittlich schon 79
Wochen dauerte. Bei Problemen in folgenden vier Bereichen sahen die
Autoren eine Indikation für Physiotherapie: Haltung, Gleichgewicht, Gehen
und motorische Übergänge (wie z. B. Aufstehen, Richtungswechsel).
Keus und Kollegen räumen ein, dass
sich ihre Daten nicht ohne weiteres verallgemeinern und auf andere Länder
übertragen lassen. Zum einen stützt sich die Befragung auf eine
einseitige Auswahl von möglicherweise besonders motivierten
Parkinson-Patienten (Mitglieder einer Selbsthilfeorganisation!), zum
anderen gestattet das niederländische Gesundheitswesen
Parkinson-Patienten, Physiotherapie zeitlich unbeschränkt zu nutzen,
soweit sie ärztlich verordnet wurde.
S. H. J. Keus u.
a.: Physiotherapy in Parkinson´s disease: utilisation and patient
satisfaction. J. Neurol. 2004 (251) 680-687 |