Großbritannien. Vor allem
im Anfangsstadium und der mittleren Phase einer Parkinson-Krankheit ist
das Risiko von Stürzen groß. Komplikationen erwachsen dadurch nicht nur
für die Patienten, auch ihre ehrenamtlichen Betreuer leiden mehr darunter,
als allgemein bekannt ist. Letztere sind ebenfalls meist schon alt und
deshalb oft überfordert, wenn es darum geht, einen stürzenden Patienten
aufzufangen oder ihm wieder auf die Beine zu helfen. Vielfach verletzen
sich die Betreuer dabei selbst. Auf die weitgehend unbekannte Not der
Betreuer sturzgefährdeter Parkinson-Kranker macht eine Studie von C. Davey
und Mitarbeiterinnen aufmerksam.
Die britischen
Wissenschaftlerinnen hatten 14 Ehepartner solcher Parkinson-Patienten
eingehend befragt, bei denen es gehäuft zu Stürzen gekommen war. Die
Interviewpartner (überwiegend Frauen) waren im Durchschnitt bereits 70
Jahre alt. Die von ihnen betreuten Kranken litten durchschnittlich schon
16,7 Jahre unter Parkinson.
In den Gesprächen
zeichneten sich teilweise dramatische Bilder ab. So trauten sich viele
Betreuer aufgrund der Sturzgefahr nicht mehr, den Kranken aus den Augen zu
lassen. Dies führte dazu, dass sie häusliche Aufgaben nur noch in Hetze
durchführten, sich pausenlos Sorgen machten, die Wohnung immer seltener
verließen und soziale Aktivitäten einschränkten. Stürze ereigneten sich
überall (im Haus, im Garten, in der Öffentlichkeit), wobei sich die
Betreuer beim Helfen auch selbst verletzten (angefangen von Schrammen bis
hin zu Frakturen). Stürze der Patienten lösten bei den Betreuern oft lang
anhaltenden Schock, Angst und Ärger aus. Obwohl die Betreuer es mitunter
alleine nicht mehr schafften, den Kranken aufzurichten, scheuten sich
einige von ihnen, Außenstehende um Hilfe zu bitten. Das Thema „Sturz“
wurde für viele zu einem ständigen Begleiter, weil sie sich ständig
gefordert fühlten, die Patienten auf mögliche Gefahrenquellen und
richtiges Verhalten (Gehen, Haltung, Lagerung) im Alltag hinzuweisen.
Manche bemühten sich, die Wohnung von Gefahrenquellen zu entschärfen.
Einige stellten sicher, im Notfall auch externe Hilfe beanspruchen zu
können. Kaum ein Betreuer war darin geschult worden, wie man sich bei
Stürzen Parkinson-Kranker am besten verhält. Der Wunsch nach Information
war entsprechend groß. Zugleich war den meisten aber nicht klar, an wen
sie sich mit ihrem Anliegen wenden sollten. Manche gingen davon aus, dass
sich professionelle Helfer für dieses Problem nicht zuständig fühlen und
auf die Selbsthilfe der betroffenen Familien bauen.
Nach Ansicht der
Autorinnen ist es deshalb dringend an der Zeit, Betreuer sturzgefährdeter
Parkinson-Patienten aktiv zu beraten und ihnen geeignete Hilfen an die
Hand zu geben.
C.
Davey u. a.: Falling in Parkinson´s disease: the impact on informal
caregivers. Disability and Rehabilitation 2004 (26) 1360-1366 |